Nach einem zweieinhalbstündigen, teilweise recht ruppigen Flug, um 14.55 Uhr in Rarotonga gelandet. Nachdem eine nette Einheimische uns am Flughafen auf den Bus hat warten sehen und uns mit in die Hauptstadt Avarua genommen hat, starten wir die Suche nach unserer Unterkunft an der zentralen Bushaltestelle Cooks Corner mit dem Bus in den Süden der Insel.
Es geht entlang der Küstenstraße, der Hauptstraße, eigentlich der einzig richtigen Straße auf Rarotonga. Immer zur halben Stunde startet ein Bus entgegen dem Uhrzeigersinn (Anticlockwise Bus) und zu jeder vollen Stunde einer im Uhrzeigersinn (Clockwise Bus). Es muss sich um wohl das weltweit kleinste staatliche Transportunternehmen handeln, mit einer Gesamtstrecke von nur ca. 35 km und mit nur drei Fahrzeugen. Die Busse haben keine feste Haltestellen, sodass man sich einen Platz an der Straße suchen muss an dem die Busse, nachdem man sie mit Handzeichen auf sich aufmerksam (flag down) gemacht hat, dann anhalten können ohne den Verkehr zu behindern oder gar zu gefährden. Wir steigen bei Victoria`s Garden (Hälfte der Gesamtstrecke, Fahrzeit ca. 25 Min.) aus, doch jetzt beginnt erstdie eigentliche Suche unseres neuen Quartiers, das wir, wie bisher immer, von unterwegs über airbnb gebucht haben. Die Auskunft „two Doors down at Victoria`s Garden and the key is under the mat“ war vage, aber nach einer Weile finden wir ein Haus, auf das die Beschreibung passt. Der „key“ ist „under the mat“ und der Vermieter heißt, wie aus dem auf dem Tisch bereitgelegten Gastgeheft zu entnehmen ist, Eddie. Passt eigentlich alles. Nur die Zimmer sehen irgendwie nicht so aus wie auf den Fotos. Aber die sind ja oftmals etwas geschönt, außerdem weiß man auch nie wie alt die Bilder sind. Wir lassen unser Geraffel im Bungalow und starten zu einer kleinen Erkundung der Nachbarschaft. Nach einer Weile entdecken wir einen anderen braunen Bungalow und fragen uns ob vielleicht nicht das eher der Unsrige sein könnte. Wir klopfen etwas schüchtern an eine der beiden Eingangstüren. Eine junge Frau bestätigt uns, dass dies Bungalows der MM-Studios sind. Wir schauen unter die Fußmatte und finden auch dort wieder einen Schlüssel, nehmen ihn kurzer Hand, sperren die Tür auf und erkennen sofort, dass das unser Bungalow ist. Die Einrichtung entspricht viel eher unserer Erinnerung auf den Bildern des airbnb Angebotes. Vor dem Haus stehen schließlich noch zwei Mülltonnen mit der Aufschrift „MM1“. Alles klar! Wir sammeln unser Hab und Gut aus dem unwissendlich besetzten Bungalow wieder ein und deponieren es diesmal im richtigen. Danach kaufen wir in Wigmore’s Superstore ein, ein für die Insel größerer Supermarkt, der nur 10 Fußminuten entfernt ist. Die Preise dort möchten einem Tränen in die Augen treiben. 250 Gramm Butter 6 Dollar! Es bestätigt sich: Die Südsee ist und bleibt ein teures Pflaster.
Lange geschlafen, auf der Terrasse gefrühstückt, ein bisschen Blog geschrieben, nochmals eingekauft und dann gegen Mittag wieder mit dem Clockwise Bus, diesmal mit einer 10er Streifenkarte für 30 NZD, nach Avarua getuckert, Geld getauscht, Tourismusbüro aufgesucht und in einem Foodstall einen mongolischen Gemüseteller mit Rindfleisch gegessen. Danach besichtigen wir die 1853 erbaute Hauptkirche Avaruas, die von der christlichen Gemeinschaft der Cookinseln unterhalten wird. Neben der CICC gibt es auf der Insel noch die unterschiedlichsten anderen christlichen Religionsgruppen wie z.B. Siebenten-Tags-Adventisten, Zeugen Jehovas, römisch-katholische Kirche, Mormonen und viele mehr. An der Kirche direkt angrenzend und auf der anderen Straßenseite befindet sich ein Friedhof, auf dem auch der erste Premierminister von Cook Islands und andere, auch maorische, Honoratioren begraben liegen. Seine auf dem Grab stehende Büste wird jeden Tag von Neuem mit Blumenkränzen verziert.
Um 17.30 Uhr erreichen wir das hochgelobte Gourmet-Restaurant Tamarind House. Wir sind die ersten Gäste, hatten aber nicht reserviert. Der Chefkellner bietet uns aber noch einen Platz an, der erst ab 19.00 Uhr reserviert ist. Das Haus im Kolonialstil wurde bereits um 1910 erbaut und beherbergte anfangs die Kaufleute einer Seehandelsgesellschaft. Später wohnte dort der britische Konsul und seit 1990 ist es in Privatbesitz eines ortsansässigen Ehepaares, das es seitdem als Restaurant führt. Die Lage ist atemberaubend. Direkt am Meer gelegen mit einem großen Garten, einer breiten Treppe auf den Strand hinunterführend, bietet das Haus ein durchaus romantisches Ambiente. Ein gedanklicher Rückblick in die Kolonialzeit lässt sich in so einer Umgebung kaum vermeiden. Beim Essen machte uns der Ober noch auf zwei Wale aufmerksam, die am Strand vorbeizogen. Unser schon zweites Whalewatching by accident. Das bestellte Lamm kam schließlich um halb sieben, aber ein Gourmet Highlight war es für uns nun wirklich nicht. Danach machen wir uns mit dem Clockwise Bus wieder auf dem Weg nach Hause. Auf halber Strecke steigen vier Kiwi-Girlies, aufgestylt und mit Alkohol im Gepäck, in den Bus und trinken dort gutgelaunt ihr Bier. Als der Busfahrer das nächste Mal anhält, zieht er sorgfältig die Handbremse an, kommt ruhig ins hintere Ende des Busses und fordert die Mädchen auf auszusteigen. Kaum sind zwei, die Bierflaschen in der Hand hatten, draußen, schließt er die Tür und fährt wieder los. Als ein weiteres Mädchen nach vorne stürmt und protestiert, hält er kurz und kommentarlos an, lässt sie aussteigen und fährt dann im Uhrzeigersinn weiter seines Weges. Zur Erklärung dazu ein kurzer Gedanke: Rarotonga ist für die Neuseeländer ein bisschen wie Mallorca für uns: Auf der einen Seite wird die Insel von jungen Leuten zum Feiern und auf der anderen Seite von älteren zum Erholen geschätzt. Um beiden gerecht zu werden, bietet die Busgesellschaft beiden Gruppen ihren Raum sich zu entfalten und wohlzufühlen. Für die „Spaßtouristen“ gibt es deshalb jeden Abend einen „Feierbus“ (ein aufgesägter Doppeldeckerbus), der zweimal mit DJ-Unterhaltung um die Insel fährt. Und dabei darf dann auch kräftig getrunken, gesungen und gefeiert werden. Nur im „normalen Bus“ will man seine Ruhe. Mit einer Ausnahme, aber dazu später mehr.
Sonntag um halb neun fahren wir mit dem Bus nach Avarua. Wir hatten viel über die Gottesdienste auf den Cook Inseln gelesen, jetzt wollen wir endlich mal einen besuchen. Um 10.00 Uhr soll es losgehen, haben wir gelesen. Da sonntags der Bus nur clockwise verkehrt, kommen wir punkt Zehn Uhr im Zentrum Avaruas an. Weil wir schon recht spät dran sind, beschließen wir kurzerhand die nahegelegene katholische Kirche zu besuchen und heften uns unbemerkt Touristen an die Fersen, von denen wir den Wortfetzen Christian Church Service aufgeschnappt haben. Als wir ankommen ist der Gottesdienst schon voll im Gange. Die Reihen sind recht spärlich besetzt. Eine Rednerin zitiert Texte aus der Bibel. Zumindest vermuten wir das, denn die gesamte Rede ist auf Maori. Der Pfarrer verabschiedet sich von seiner Gemeinde nunmehr in Englisch in Richtung Fiji, Chor und Kirchenband singen noch ein Lied. Der Gottesdienst ist zu Ende. Wir hatten eigentlich eine buntere Veranstaltung erwartet. Eine typisch trockene und unspaßige katholische Darbietung, denken wir uns. Zum Glück fällt uns noch ein, dass die Kirche der CICC nicht weit entfernt ist. Als wir dort ankommen sitzen etliche Leute außerhalb der Kirche auf den Friedhofsmauern oder auf Bänken um die Kirche herum, Gesänge dringen nach draußen, trotzdem wagen wir uns hinein. Der Kirchenraum im Erdgeschoss ist gut gefüllt. Ohne den Gottesdienst komplett durcheinander zu wirbeln würden wir hier wohl keinen Platz mehr finden. Wir gehen nach oben auf die Empore. Eine Frau mit ihrem Kind sieht uns und rückt ein wenig zur Seite. Wir haben beide einen Sitzplatz. Der Chor hat einen Gospelsong angestimmt. Dann spricht der Pfarrer zu seiner Gemeinde: Zuerst in Maori, dann in Englisch. Die Mitglieder des Chors sitzen in den ersten drei Reihen des Kirchenraumes. Die jungen Männer tragen blau gemusterte – Hawaii- Hemden, dazu schwarze Hosen, die Frauen Kleider mit floralen Mustern in kräftigen Gelbtönen. Die Schnitte unterscheiden sich mitunter, aber der Stoff ist wohl der Gleiche. Komplettiert wird ihr Chorgewand von einem runden Hut mit breiter Krempe, ebenfalls in kräftigem Gelb. Von hier oben schauen wir somit auf ein Meer von bunten Hüten unter uns. Die meisten Frauen tragen Hüte, insbesondere aber die älteren. Viele Hüte sind mit Blumenmustern verziert, wenige andere sind einfarbig weiß oder schwarz. Einige Frauen sind komplett weiß und andere komplett schwarz gekleidet. Unter den Kirchgängern sind Menschen jeglicher Couleur, auffällig viele Frauen zwar, aber auch Neugeborene, Greise, Kinder, Jugendliche, Erwachsene und schließlich auch einige Touristen. Während der Chor eine Art Musical/Theaterstück zum Thema Gott und die Welt darbietet, spielt sich auf den Rängen und im Unterteil des Kirchenschiffes der ganz normale Alltag der Menschen ab: Müttern hadern mit ihren Kindern, die nicht ruhig sitzen können, Jugendliche wischen auf ihren Handys herum, einige summen die Liedtexte mit, einige sind bereits eingenickt und wieder andere unterhalten sich mit ihren Nachbarn. Doch alles scheint irgendwie akzeptiert zu sein. Bei einigen Liedern erhebt sich die Gemeinde, auch die ganz Kleinen. Es wird geklatscht, gelacht und lauthals gesungen, zeitweise sind es kräftige Wechselgesänge zwischen Männern und Frauen. Alles ist sehr lebendig und schön anzuhören und anzuschauen. Der Gospelsong hat, wie uns später ein Gemeindemitglied erzählt, in dieser Kirche eine sehr lange Tradition und soll durch den neugegründeten Jugendchor weiter gepflegt werden. Abschließend spricht der Pfarrer noch einmal zu seiner Gemeinde und das finale Gottesdienstlied wird durch den Chor angestimmt. Einige Zuhörer verlassen bereits die Kirche, am Ende des Liedes ist sie leer. Nur noch die Chormitglieder und einige ältere Damen und Herren stehen im Kirchenschiff, sprechen miteinander und blicken ab und an zu uns nach oben. Wir sind die letzten, die die Empore verlassen. Nach dem Gottesdienst werden wir noch von einem Gemeindemitglied zu einem Umtrunk in das Gemeindehaus unweit der Kirche eingeladen. Es gibt Fruchtsaft, Sandwiches, Backwaren, Süßigkeiten, Papaya und andere Früchte. Zwei Frauen kümmern sich darum, dass alles schön drapiert ist und entsorgen die leeren Teller und Schüsseln, die wir und eine größere Gruppe von anderen hungrigen Touristen zurücklassen. Wir unterhalten uns kurz mit einem der Kirchenvertreter, der über die Unwägbarkeiten spricht, denen sich die Welt gerade ausgesetzt sieht und von der Notwendigkeit die Jugend für die Kirche zu gewinnen, um Probleme gemeinsam zu erkennen und gemeinsam zu lösen. Nachdem wir unser zweites Frühstück beendet haben, kommen von außen Kinder und einige ältere Frauen in das Gemeindehaus und nehmen vom Buffet die noch zahlreichen Reste, die die Touristen zurückgelassen haben.
Wir laufen zurück zur Ringstraße und schnappen uns den nächsten Bus und treten unsere Heimreise an. Die meisten Busfahrer auf Rarotonga sind individuell gekleidet, eine Arbeitsuniform wie bei uns gibt es dort nicht. Wie wir festgestellt haben tragen – nur – zwei Busfahrer kleine Namensschilder an ihren Shirts: Mr. Hopeless und Mr. B. Heute chauffiert uns Mr. Hopeless. Er trägt eine dunkle Hose, ein weißes Hemd, eine Sonnenbrille, Flip-Flops und ein Headset, dessen Mikrophon mit dem Buslautsprecher verbunden ist. Den VGN-Fahrdienstleitern würden bei dieser Erscheinung wahr-scheinlich die Haare zu Berge stehen, aber hier, im Vorhof zum Paradies, scheint das gar nicht so unangebracht. Als wir einsteigen summt er gerade „don`t worry, be happy“. Schnell wandelt sich das Summen in ein Singen. Später folgen noch „let it be“ und einige andere englische Top-Ten Songs, aber auch polynesische Volkslieder werden zum Besten gegeben, was die Fahrt für uns und die anderen Gäste sehr unterhaltsam macht. Zwischendurch gibt er Empfehlungen zu Stränden, Bars und Restaurants, an denen wir vorbeifahren, scherzt mit den Fahrgästen oder witzelt über die „bloody tourists“ am Straßenrand. Für Mr. Hopeless ist der Job mehr als nur Busfahren, er genießt den Kontakt zu seinen Fahrgästen: Ein freundliches „hello, how are you today“, mit einem Lächeln auf den Lippen kassiert er den Fahrpreis, stellt geduldig die Tickets aus, knipst Zehnerkarten ab oder kontrolliert Tageskarten. Er erinnert sich an jeden gewünschten Ausstiegsort aller Touristen (Die Haltestellen der Locals kennt er sowieso), die diesen beim Betreten des Buses angeben, und ruft ihn kurz vor Erreichen des selbigen nach hinten. Mit einem genüsslichen „thank you“ verlassen wir den Bus und werden mit einem kurzen, aber lauten Hupen vom wieder anfahrenden Bus verabschiedet. What a day!
Heute wollen wir die Insel mit dem Fahrrad erkunden. Eigentlich sind wir ja mittlerweile schon erfahrene Busfahrgäste. Man muss sich als Mitteleuropäer nur immer wieder daran erinnern auf welcher Straßenseite der Bus clockwise oder anticlockwise abfährt. In der Regel sind die Busfahrer auch sehr aufmerksam und haben auch falsch stehende Touristen im Auge. Nicht so heute. Wir stehen völlig verplant auf der falschen Seite und der Bus rauscht an uns vorbei. Mit dem Nächsten kommen wir eine halbe Stunde später, diesmal auf der richtigen Seite stehend, los. In Avarua angekommen besuchen wir zuerst die Touristeninformation und erkundigen uns über Möglichkeiten zur Gepäckaufbewahrung. Unser Flug geht übermorgen früh um 1.50 Uhr. Wir müssen aber schon um 11.00 Uhr morgens aus unserem Bungalow auschecken. Danach suchen wir eine Fahrradvermietung. Da es in Zentrumsnähe nur zwei Anbieter gibt, werden wir schnell fündig. Wir bekommen die beiden letzten Mountainbikes mit der eindringlichen Bitte gut auf die Schlösser aufzupassen. Einen halben Kilometer später stellen wir bei einem Fotostopp fest, dass eines fehlt. Bei mir steckt der Schlüssel noch im Schloss. Das andere Schloss ist zwar da, aber es steckt kein Schlüssel – mehr? Wir fahren die bereits gefahrene Strecke noch einmal zurück. Auf dem Weg liegt er aber nicht. Wir melden den fehlenden Schlüssel noch beim Vermieter und äußern unsere Vermutung, dass der zweite Schlüssel gar nicht mitgegeben worden sei. Danach starten wir ein zweites Mal und fahren parallel zu Küstenstraße, auf der alten Ringstraße, die noch in Teilstücken vorhanden ist, vorbei an schönen Landhäusern und bäuerlichen Kleinbetrieben, auf denen vor allem Bananen, Taro, Yams und manchmal auch Mais angebaut wird.
Unser erstes Ziel ist eine alte maorische Kultstätte, die auch heute noch von den Inselbewohnern zu gelegentlichen Zeremonien genutzt wird. Außer ein paar Steinreihen ist durch unser Europäerauge nicht mehr viel zu sehen. Etwas abseits steht eine bebilderte Infotafel, die die Funktion und Bedeutung der Anlage erläutert. Vorbei an den Bananenplantagen, einem überfahrenen Hahn und kleinen Taroäckern (Taro ist eine leckere stärkehaltige Knolle die wir am Abend vorher zum ersten Mal in Butter und Kokosöl in der Pfanne gebraten haben), münden wir wieder in die Küstenstraße ein. Ziel ist vor allem die Ecke um Muri-Beach mit seiner Lagune und dem türkisfarbigen Wasser. Muri-Beach ist neben Avarua die touristischste Gegend auf Rarotonga. Aber im Gegensatz zu Bora Bora gibt es hier auf der Insel keine großen Hotelanlagen, übrigens auch keine amerikanischen Fast-Food-Ketten, sondern nur kleinere Resorts mit auch nur kleineren Bungalowanlagen. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einer Gedenkstätte vorbei, an der an eine der Legenden zur Besiedlung Neuseelands erinnert wird. Hier sollen um 1350 n. Chr. 14 Kanus zur Besiedlung der 3000 km entfernten Insel aufgebrochen sein. Die maorische Bezeichnung für Neuseeland ist Aotearoa (das Land der langen weißen Wolke). Das jedenfalls sollen die Besatzungen der Boote sich gedacht haben, als sie Neuseeland erblickten. Auf der Weiterfahrt stolpern wir über das gut besuchte Mooring Café, das neben einer schönen Strandlage auch über eine gute Speisekarte verfügt. Die Essen, die gerade auf dem Nachbartisch stehen sehen sehr lecker aus, vor allem auch gesund. Das ist in Polynesien nicht die Regel! Nach vier Tagen Rarotonga fürchten wir schon genauso zu verspecken wie die hiesige Bevölkerung. Übergewicht und Diabetes sind hier, wie auch auf den Gesellschafts-inseln, ein riesiges Problem. Unser bestelltes Essen ist hervorragend: Der Tuna ist genau richtig gebraten, noch leicht rot in der Mitte, die Dorade (hier Mai Mai genannt), frittiert, wird mit einer ganz leckeren Limetten-Chillimayo serviert, dazu gibt es frischen, knackigen Salat. Das Mooring Café ist jedenfalls für uns der heißeste kulinarische Tipp auf der Insel.
Am nördlichsten Endes des Muri-Beaches angekommen, laufen wir den weißen Sandstrand Richtung Süden entlang. Nur etwa 100 Meter vom Strand entfernt liegen drei Motus (Riffinseln eines Atolls), zwei davon mit weißen Sandstränden (entstanden aus Korallentrümmern, bzw. – sand), eines ist vulkanischen Ursprungs. Das Wasser in der Lagune ist so seicht, dass man bei Ebbe auf zwei der drei Motus hinüberlaufen kann. Der Strand ist zu dieser Jahreszeit nahezu menschenleer. Nur an einem kleinen Resort ist etwas mehr los: Dort findet direkt am Strand eine Hochzeit statt. Heiraten ist auf den Cook Islands nicht kompliziert, das Strandambiente paradiesisch, und daher nicht selten: Zwei gültige Reisepässe, beglaubigte übersetzte Geburtsurkunden, eine Hochzeitslizenz wird vor Ort beantragt. Getraut wird nur montags bis samstags! Die Eheschließungen sind natürlich international anerkannt (nein, wir haben nicht geheiratet!). Es gibt sogar Reiseagenturen, die dieses „Heiraten im Paradies“ als Pauschalreisen anbieten.
Auf dem Heimweg stoßen wir durch eine kleine gelbe Werbetafel, die am Straßenrand steht und als Aufschrift “Aunty Pat’s Coco Candy” hat, auf das kleine Anwesen von Douglas. Eigentlich heißt er Douglas Tetupu Ariki Bayley. Wir hatten ihn schon am letzten Samstag auf dem Wochenmarkt in Avarua getroffen. Er verkauft selbst-hergestellte Kokosraspeln mit den abenteuerlichsten Geschmacksrichtungen. Unsere Lieblingsvarianten sind die mit grob gemahlenen Kaffee (Der in Rarotonga geröstet wird) und jene mit Ingwer karamellisierten Kokosstückchen. Überhaupt verwendet er nur Zutaten, die es auf der Insel zu finden gibt. Einige davon wie zum Beispiel den Ingwer baut Douglas auch selbst an. Die Rezepte zu diesen Leckereien hat er von seiner Mutter Aunty Pat bekommen. Sie sei eine verdammt gute Köchin gewesen und habe immer gerne wieder neue Dinge ausprobiert, sagte er uns voller Stolz. Im wirklichen Leben ist er eher ein Freak als ein Geschäftsmann. Ein sehr angenehmer, eloquenter und witziger Gesprächspartner. Sein Grundstück liegt direkt an der Lagune, kennt keine Zäune, ein mobiler Stand voll mit seinen Produkten steht meistens direkt an der Straße. Alles wirkt ein wenig unstrukturiert, aber eben auch sehr authentisch. Douglas hat sogar eine eigene Seite auf Facebook. Keep goin`. Dieser Like ist mehr als verdient!
Heute starten wir zu unserer ersten gemeinsamen Wanderung. Wir wollen den Cross Island Walk laufen, der quer über die Insel geht und die Hauptstadt Avarua mit der Südküste verbindet. Sein Ende ist unweit von unserer Bleibe, genau gesagt mündet er bei dem Supermarkt unseres Herzens wieder in die Küstenstraße. Der erste Teil der Wanderung ist relativ langweilig. Er geht immer entlang einer Ausfallstraße, die schließlich auf einem Parkplatz endet, an dem der eigentliche Walk beginnt. In einem kleinen, zu öffnenden, Briefkasten liegt ein Logbuch, indem sich die Wanderer, die sich auf den Weg machen, mit Namen, Uhrzeit und Ziel eintragen sollen. Gesagt, getan. Danach geht es noch ein paar hundert Meter vorbei an einigen Bauernhöfen bis die geteerte Straße plötzlich aufhört. Vor uns erhebt sich eine Wand dichten Waldes. Nur ein kleines Loch mit ca. einem Meter Breite und zwei Meter Höhe deutet darauf hin, dass hier auch etwas beginnen könnte. Schon nach wenigen Schritten verschließt sich das Loch wieder und wir laufen durch dichtesten Urwald. Der Weg wird enger und fängt langsam an zu steigen. Unser Ziel ist erst einmal der Te Rua Manga mit stolzen 413 Metern Höhe, wegen seiner Form auch „the Needle“ genannt. Der Anstieg ist recht anstrengend, es wird stetig steiler und ist teilweise auch sehr glitschig. Nach zwei Stunden erreichen wir schließlich den Pass, von dem ein kurzer, aber steiler Anstieg fast bis auf den Gipfel führt. Von dort oben kann man sowohl die Strände der Nordseite als auch jene der Südseite erkennen. Schnell noch eine Panoramaaufnahme mit dem Handy gemacht und dann machen wir uns auch schon wieder an den Abstieg. Wir hofften, dass dies ein wenig angenehmer wird als der Aufstieg, aber weit gefehlt. Das Hinuntergehen auf dem feuchten Untergrund, das mehrmalige Überqueren von Bächen, das plötzliche Auftauchen von Moskitoschwärmen und die eintretende Müdigkeit macht die Wanderung zusehends anstrengender. Schließlich erreichen wir ausgelaugt nach weiteren zwei Stunden den „Wigmore`s Waterfall“. Unsere schweiß-getränkten Körper ziehen die Moskitos weiter in Scharen an. Schnell ziehen wir unsere Kleidung aus und springen in den kleinen Teich, der sich am Fuße des Wasserfalls gebildet hat. Es ist zwar bitterkalt, aber allemal besser als von Moskitohorden ausgesaugt zu werden. Wir schwimmen hinüber zum Wasserfall, legen uns unter das herabstürzende Wasser und vergessen für eine Weile die Moskitos, die gewiss immer noch am Ufer auf unsere Rückkehr warten. Nachdem der Schweiß notdürftig abgewaschen war, schlüpften wir schnell wieder in unsere Kleidung und machen uns guten Mutes und gefühlt sauber und gestärkt auf den Rückweg. Bei Wigmore`s noch schnell für das Abendessen eingekauft, geduscht, geschlemmt und vor Erschöpfung kurz nach Sonnenuntergang ins Bett gefallen.
Mit schweren Beinen und Muskelkater heute morgen aus dem Bett gestiegen, unser letztes Frühstück auf Rarotonga. Danach packen wir die Rucksäcke fertig und fahren mit dem Bus zum Islander Hotel und geben dort unser Gepäck zur Aufbewahrung bis zum Abflug ab. Wir laufen in das Town Center, gehen noch einmal ins „The Café“, um den leckeren Cappuccino ein letztes Mal zu schlürfen und noch ein T-Shirt mit dem DJ Logo zu kaufen. Unsere Farewell-Tour setzen wir zum Mittagessen im „The Mooring“ fort, danach laufen wir noch über den Strand und legen uns ein wenig hin. Kaum hingelegt auch schon eine Stunde geschlafen. Zu lange geschlafen! Das geplante Ausleihen eines Kajaks, um auf die Motus zu fahren, lohnt sich nicht mehr. Also laufen wir noch ein wenig am Strand weiter bis zu einem der örtlich ausgewiesenen Badespots, ganz in der Nähe des „Fruits of Raratonga“ Ladens, um noch ein wenig zu schnorcheln. Sport macht hungrig und zum Glück ist heute Mittwoch. Am Muri-Beach findet alle zwei Tage ein Nightmarket statt, auf dem an Essständen die unterschiedlichsten Gerichte feilgeboten werden: Eis, Smoothies, Kuchen, Pancakes, Currys, Kebab, gegrillter Schweinebauch, Lammbraten und chinesische Wokgerichte. Da ist für jeden was dabei und zudem schmeckt es auch sehr lecker. Nur Bier gibt es keines. Alkohol ist auf dem Nightmarket nicht erlaubt. Schade. Erstmal. Um halb neun geht es mit dem Bus weiter zum Islander Hotel und dort zuerst in die Bar. Doch noch unser in Rarotonga gebrautes Matutu Bier bekommen und dann mit dem Rucksack zum Flughafen zum Check-In.