Am nächsten Tag lande ich wieder in Adelaide. Diesmal beziehe ich mein Quartier in Glenelg, jenem geschichtsträchtigen Ort, wo die ersten Siedler in Südaustralien an Land gingen. Der Aufenthalt in meiner Airbnb-Unterkuft wird zu einem richtigen Homestay. Die Mutter meines Hosts ist Deutsche und lebte nach dem Krieg in der DDR. Mitte der 50er Jahre ging sie nach Westdeutschland und wanderte 1959 nach Australien aus. Das Haus, eines der letzten aus den 60er Jahren, steht inmitten all der schicken Yuppie-Burgen direkt am Strand. Nach dem Frühstück drückt sie mich kräftig und heißt mich herzlich in Australien willkommen. Mein Lieblingslokal wird der kleine, von einem Libanesen betriebene, Yros – (Giros, Kebab) – Laden in der Betty Road, an der Endstation der Straßenbahn, ganz in der Nähe der Strandpromenade.
Im Outlet-Center von Adelaide Town baue ich aufgrund von Verschleiß und nicht wie von manchen vielleicht vermutet aus Eitelkeit ein wenig meine Garderobe um.
Der südaustralische Winter ist eigentlich gar kein Winter, zumindest nicht für uns Mitteleuropäer. Nachts wird es zwar mit fünf Grad noch empfindlich kalt – aber auch hier verwöhnt mich meine Gastgeberin fürsorglich mit einer Heizdecke, aber die Tagestemperaturen von 16 bis 20 Grad sind zu dieser Jahreszeit eine wahre Freude und nach den 45 Grad in Oman auch eine willkommene Abwechslung.
Am 20.6. geht es mit Quantas (193€) in gut zwei Stunden nach Alice Springs. Vom Flughafen bringt mich ein Shuttle-Bus für 13 AUD in die Innenstadt. Auf dem Weg fahren wir an einer Aborigines-Community vorbei. In dem mit einem zwei Meter hohen Zaun umgebenen Areal stehen einfache Häuser und Hütten. Überall türmt sich Müll und sonstiger Unrat. Die Menschen wirken auf mich nicht wirklich zufrieden.
Ich wohne drei Tage im Jump in Alice, einem sehr netten Hostel, das von Chinesen geführt und daher von deren Landsleuten auch stark frequentiert wird.
Am Nachmittag laufe ich an einem Rad- und Wanderweg entlang zur alten Siedlung am Ort, der Telegraphenstation nahe der Alice Quelle. Am Nachmittag buche ich eine 3-Tagestour nach Uluru, den Olgas und Kings Canyon bei Emu Run Experience für 285 Euro.
Der Uluru, auch Ayers Rock genannt, ist ein rötlich schimmernder Inselberg der sich in der Zentralaustralischen Wüste majestätisch 350m über die ebene Umgebung erhebt. Er ist etwa drei Kilometer lang, zwei Kilometer breit und hat an einen Umfang von rund neun Kilometern. Der Gipfel befindet sich auf einer absoluten Höhe von 863m. Für die seit 10.000 Jahren dort lebenden Bewohner – und Eigentümer des Gebietes , die Anangu, gilt er als ein heiliger Berg. Er liegt etwa 500 Straßenkilometer südwestlich von Alice Springs und gehört ebenso wie die Kata Tjuta („die Olgas“), 30km westlich des Uluru, zum Unesco-Weltkulturerbe. Beide bestehen aus über 500Mio. Jahren alten Schwemmfächersedimenten, die ursprünglich bis zu 2.500m mächtig waren, später vom Meer überspült und von Sand und Schlamm zu einem Konglomerat verfestigt wurden. Vor 400 Mio. Jahren, als sich das Meer abermals zurückzog, wurde die Erdkruste gefaltet und gehoben. Die Schichten des Uluru wurden bis zu 85° und die der Kata Tjuta um bis zu 20° gegen die Horizontale verschoben. Zu jener Zeit gab es dort in der Zentralaustralischen Wüste Flüsse, Sümpfe und Wälder, während aufgrund von starker Verwitterung und Erosion die beiden Felsmassive Uluru und Kata Tjuta herausgeformt wurden. Seit 500.000 Jahren wurde es in der Region immer wärmer und Winde verteilten den feinen Erosionssand in den weiten Flächen. Das Hauptmaterial, das den Inselberg rötlich schimmern lässt ist Arkose, ein dem Sandstein ähnliches Sedimentgestein, dessen Eisenanteile bei der Verwitterung rot bis braun „ausrosten“. An verschiedenen Tages, bzw. Jahreszeiten und Wetterlagen erscheint der Berg daher aufgrund des unterschiedlichen Lichteinfalls in Farbtönen von grau über orange bis zu rot.
Um 5.45 Uhr werde ich an meiner Unterkunft abgeholt. Unser erster Stopp ist das Outback Roadhouse Erldunda. Dort befindet sich eine kleine Straußenfarm und es gibt die Möglichkeit auf australischen Kamelen zu reiten.

Die Reit- und Arbeitstiere wurde für die Erschließung des Red Centre gegen Mitte des 19. Jhds. von der Arabischen Halbinsel eingeführt und später in die Freiheit entlassen. Heute soll es in Australien noch zwischen einer halben und einer Million frei lebender Dromedare geben, die sich in einigen Regionen zu einer wahren Plage entwickelt haben und deshalb immer mal wieder zur Jagd freigegeben werden.

Die Gaststätte ist gleichzeitig weit und breit auch die einzige Tankstelle, der einzige Supermarkt und somit auch das soziale Zentrum der Region. In einem Umkreis von wenigen hundert Kilometern buhlen gleich mehrere Messpunkte – aufgrund unterschiedlicher Berechnungssweisen – um den Begriff „Centre of the Centre“.
Danach geht es den Lastetter Highway weiter Richtung Westen. Am Horizont sehen wir den Tafelberg Mt. Connor, stoppen kurz an den Salt Lakes und erreichen dann zur Mittagszeit unser Nachtlager am Zeltplatz im Nationalpark. Zu unserer Überraschung gibt es keine Zelte sondern kleine Holzhütten mit jeweils zwei Einzel-, bzw. Stockbetten. In der Mitte des Lagers befindet sich eine große Feuerstelle und am Rand die Küche mit einem einfachen, aber sauberen Essensraum.
Danach fahren wir zu den 30km entfernten „Olgas“. Wir laufen entlang eines Wanderweges in eine kleine Schlucht bis zu einer kleinen Aussichtsplattform, von der man einen schönen Blick auf die umliegenden Felswände hat. Danach fahren wir weiter zu einem Parkplatz, von dem wir den Sonnenuntergang am Uluru beobachten können. Während der zwei Stunden, die wir dort verbringen, verändert der Fels mehrere Male seine Farbe. Ein beeindruckendes Schauspiel der Natur. Unsere Reiseleiterin – ihren Namen habe ich leider vergessen, bereitet ein kleines Buffett vor. Neben Sekt gibt es Emupastete, Kängurusalami und noch einige vegetarische Besonderheiten der Gegend, an deren Namen ich mich aber auch nicht mehr erinnern kann. Danach geht es zurück in das Quartier, wo Tortillas, Tacos und Rot- und Weißwein zum Abendessen serviert werden – Wein gibt es übrigens zu jeden Abendessen. Einige aus der Gruppe übernachten in den Outdoorschlafsäcken (Swags), um den außergewöhnlichen Sternenhimmel genießen zu können. Ich, nicht nur wegen meines nicht mehr einwandfrei funktionierenden Erinnerungsvermögens – mittlerweile ja schon ein wenig in die Jahre gekommen, ziehe mein Bett in der kleinen Hütte vor. Wenn ich nur daran denke was da draußen so alles an giftigen und gefräßigen Getier unterwegs ist, würde ich wohl keine Minute die Sterne genießen und geschweige denn eine Sekunde schlafen können.
Am nächsten Morgen läutet der Wecker wieder um 5.30 Uhr. Nach dem Frühstück fahren wir – noch bei Dunkelheit – Richtung Uluru, um dort bei Sonnenaufgang die Wanderung um den Inselberg in Angriff zu nehmen. Der Bus setzt uns am Parkplatz ab. Dort gibt es eine Aufstiegsstelle mit Stahlseilen auf den Gipfel des Berges.
Allerorten gibt es Hinweise von Reiseveranstaltern, den örtlichen Reiseführern und der Reiseliteratur den Wunsch der Ureinwohner zu respektieren und nicht auf den Berg zu steigen, da er für sie heilig ist. Trotzdem ist ein Aufstieg nicht offiziell verboten und wird von vielen Besuchern auch durchgeführt. Heute ist der Aufstieg allerdings nicht möglich, weil die Winde oben zu stark sind und die Kletterei dadurch zu gefährlich ist.
Das Morgenlicht taucht den Felsen in ein feuriges Rot. Es ist noch kalt. Wenn wir innehalten ist es fast beängstigend still inmitten der Australischen Wüste. Vor einigen Bereiche des Felsens stehen Tafeln, die darauf hinweisen, dass fotografieren oder filmen nicht gestattet ist, da es sich um heilige Stätten handelt. Von Nahem wirkt der Fels bei weitem nicht mehr so komplex und einförmig: Hier und da haben Verwitterung und Erosion kleine Schlitze, Löcher und Täler eingeschnitten, Felsenteile wurden abgesprengt. Die dort entstandenen kleinen Vegetationsnischen lassen den Fels mehrfarbiger erscheinen, als es der Blick aus der Ferne vermuten lässt. In einer Felsnische bekomme ich meine ersten Aborigines-Wandmalereien zu Gesicht. Nach drei Stunden werden wir von unserem Bus wieder aufgelesen.
Nach dem Mittagessen fahren wir nach Yulara. Dort besuchen wir das Uluru Cultural Centre, das von Aborigines betrieben wird. Danach geht es weiter zum Kings Canyon, wo wir unser Quartier für die letzte Nacht beziehen. Am nächsten Morgen werden wir wieder um 5.30 Uhr geweckt und fahren mit dem Bus zum Eingang des Canyon, wo unsere vier-stündige Wanderung beginnt.
Der Sandsteincanyon entstand durch Verwitterung und Erosion aus kleinen Rissen in der Landschaft, die im Laufe von Jahrtausenden den Kings Creek bildeten. Der periodisch wasserführende Bach grub sich immer tiefer in das Sandsteinplateau ein, sodass der Canyon heute teilweise bis zu 250m tief ist. An einigen Stellen am oberen Rand kann man seine imposanten, teilweise über 100 Metern hohen senkrecht nach unten stürzenden Felswände bestaunen. Am Ende des kleinen Flusses befindet sich eine der Hauptattraktionen des Canyons, der „Garden of Eden“. Dieses immer feuchte Wasserloch (Billabong) an drei Seiten von hohen Felswänden umgeben, die Schatten spenden und so ein Mikroklima schaffen, in dem viele Pflanzen wachsen und ihm so zu seinem Namen verhalfen. Die über 700 verschiedenen Pflanzenarten und die hiesige Fauna mit Dingos, Wallabies, mehreren Reptilien und über 80 Vogelarten – auch entlang anderer periodisch wasserführenden Wasserlöcher im Canyon – sind Zeugen einer beachtlichen Biodiversität inmitten der Australischen Wüste.
Von der kleinen Oase geht es an den Steilwänden entlang wieder hinauf auf das Plateau. Von hier oben blicken wir hinüber auf interessante Felsformationen, unter anderem auf eine bizarre Landschaft, die aufgrund der vielen aus dem gelben und roten Sandstein verwitterten und erodierten Kuppeln (Domes) von weiten wie eine verlorene Stadt wirkt („Lost City“).
Gegen 11.00 Uhr starten wir unsere Rückfahrt nach Alice Springs, das wir gegen 17.00 Uhr erreichen. Am Abend falle ich wie tot ins Bett, nachdem ich die letzten drei Tage jeweils gegen 6.00 Uhr aufgestanden bin.

Am nächsten Nachmittag steht um 15.30 Uhr der Flug nach Darwin an.