Am Nachmittag pünktlich mit Emirats in Sydney gelandet, mit dem City Train fahren wir weiter zur Central-Station und von dort zu unserer Unterkunft nach Surrey Hills. Der City Train ist die schnellste und kürzeste Verbindung zwischen dem Flughafen und der Innenstadt. In allen großen australischen Städten sind diese wirtschaftlich lukrativen Strecken an private Betreiber vergeben, die somit quasi eine monopolistische Stellung haben und diese bei der Preisgestaltung auch nutzen. Die Fahrt kostet etwa dreimal soviel wie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, mit denen man aber auch drei Mal solange unterwegs ist und dazu auch noch im Allgemeinen einige Male umsteigen muss. Das Haus, das wir zusammen für eine Nacht beziehen und ich dann noch zwei weitere Tage bewohnen werde, ist ein schmales Reihenhaus in einer ruhigen Seitenstraße, das von Alessandro untervermietet wird. Er selbst wohnt in einem der vier Räume, die anderen drei werden permanent über AirBnB vermietet. Unser Zimmer ist im ersten Stock und hat einen kleinen Balkon nach hinten raus. Alessandro lebt erst seit einigen Jahren in Sydney. Der italienische Sonnyboy hatte vorher in Rom, Barcelona und New York gearbeitet. Als er sich wieder mal neu erfinden wollte, recherchierte er in Magazinen, was momentan wohl die tollste Stadt auf dem Planeten wäre …. and guess ….. Natürlich war es Sydney! Gelesen, getan. Er packte seine Sachen und lies sich in Surrey Hills nieder. Hier arbeitet er für einen italienischen Unternehmer, dem auch das Haus gehört. Nach dem Bezug unseres Zimmers trinken wir noch einen schnellen Cappuccino im gleich um die Ecke gelegenen Kawa-Café, das wie alle Cafés hier aber leider schon um fünf Uhr schließt. Danach erkunden wir den Stadtteil zu Fuß. Hier wimmelt es nur so von Menschen, vor allem jungen Menschen, die in den unzähligen Cafés, Restaurants und Pups etwas essen oder trinken, eine Kunstgalerie besuchen, in einem der vielen alternativen Läden Bioprodukte, Schallplatten, ausgefallene Weine, schicke Accessoires kaufen oder einfach nur ins Kino gehen wollen. Surrey Hills liegt am Hang zwischen der Crown Street und der Central-Station, viele der Häuser sind noch aus der Kolonialzeit erhalten, andere dem Kolonialstil nachempfunden und wieder andere geschickt und dezent dazwischen geschoben. In großen Teilen ist die Gentrification schon abgeschlossen, aber in einigen kleineren Nebenstraßen können wir noch erahnen, wie „bunt“ es hier vor 10 Jahren ausgesehen haben muss. Zurzeit gibt es in Sydney wohl nur noch Newtown, das sich noch alternativer, multikultureller und ausgeflippter präsentiert als Surrey Hills.

Am Abend essen wir im „Nepalese Kitchen“ in der Crown Street. Wir hatten es vorher auf unserem Rundgang nach einer Empfehlung von Alessandro auch tatsächlich gefunden und gleich einen Platz reserviert. Das Essen ist sehr authentisch, lecker und am Ende mit einer Nachbestellung auch ausreichend. Es ist eines jener vielen einfachen asiatisch/orientalischen Restaurants, das sich keine teure Lizenz für den Ausschank von Alkohol leisten kann. Wir merken das erst, als wir eine Flasche Wein bestellen wollen und die Bedienung uns rät doch im Schnapsladen nebenan eine Flasche zu kaufen und hier zu trinken. Die Weingläser dazu gibt es selbstverständlich im Restaurant. Worüber wir ebenfalls sehr angetan sind, ist, dass Wasser (vom Wasserhahn) in australischen Restaurants immer umsonst ist und sooft wie gewünscht nachgeschenkt wird. Das nenn´ ich mal Kundenfreundlichkeit! Am späten Abend laufen wir noch ein wenig durch das Viertel, suchen noch das eine oder andere Atelier auf und begeben uns dann wieder zu unserem Quartier, wo wir den Abend auf der Dachterrasse ausklingen lassen. Am nächsten Morgen auf zum Flughafen und off she goes!

An meinem letzten Tag in Sydney trinke ich noch einmal im Kawa-Café einen Flat White, fahre mit der Fähre nach Manly und treffe Nora, eine ehemalige Schülerin von mir, die seit sechs Jahren in Australien lebt. Am Abend gehe ich noch zum Essen in ein Thai-Restaurant und packe danach meinen Rucksack für die Reise in die Blue Mountains.